"Das andere Ende der Leine" - Seminar mit Klaus Karrenberg

am 17. und 18.11.2012 in Egenhofen von Beate Schmöller

Ich studiere die Seminar- und Lerninhalte auf der Website des DRC Oberbayern und fühle mich sofort angesprochen.

Ein Workshop, in dem es um „das andere Ende der Leine", sprich mich als Hundeführerin geht, in dem es um Kommunikation und Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Mensch geht - das scheint einige aktuelle Engpässe im Leben mit unserem zehn Monate alten Golden Retriever Ipo zu lösen.

Seit Tagen komme ich entnervt von den Spaziergängen zurück.

Buddeln in Mauslöchern findet Ipo (Ikalou of Golden Acanthus) wesentlich interessanter, als meinen Rückruf. „Nicht lange fackeln, einfach Hund und Tasche packen und kommen," sagte DRC Sonderleiterin Beate Bürger am Telefon und bat mich schnell zu handeln, da kurzfristig auch für den Praxisteil mit Hund noch ein Platz frei geworden ist.

So finde ich mich am Samstag mit neunzehn weiteren Hundeführern zur Theorie ein.

Ich bin erleichtert, dass Klaus Karrenberg nicht die hundertste Methode lehrt, wie mein Hund schnell „Sitz, Platz, Fuß, Hier" kompromisslos befolgt. Vielmehr erklärt er uns wie ein Hund tickt, wie er lernt und was das Wesen eines Hundes ausmacht. Auch die Erkenntnis, dass ich das Problem meines Hundes oft zu meinem eigenen mache, statt als Chefin zu entscheiden und das Gewünschte dann auch von meinem Hund mit Geduld, Konsequenz und Ausdauer einzufordern, ist für mich Gold wert.

Weitere Themen als Grundlage für Erziehung und Ausbildung unserer Hundes sind: Körpersprache, Lernverhalten und Motivation sowie Aggressionsverhalten und Trennungsangst.

Mit vielen Beispielen aus seiner langjährigen Erfahrung vermittelte Klaus Karrenberg die Inhalte so anschaulich, dass schon der Theorietag richtig Spaß machte.

Am nächsten Morgen waren zehn Mensch/Hundeteams mit von der Partie - vom sechzehn Wochen alten Labrador bis zu fünfjährigen Hunden mit Prüfungserfahrung.
Es war kalt und neblig. In dicken Jacken, warmen Schuhe und Wollmützen, waren wir gerüstet für den Praxistag des Seminars. Wir parkten unsere Autos und trudelten nacheinander auf der Ausbildungswiese ein.

Klaus Karrenberg hatte uns beobachtet und wie in einem Film, den man rückwärts laufen lässt, schickte er uns wieder zu den Autos zurück. Während wir unsere Hunde aus den Autos holten, waren wir alle schon geistig auf der Ausbildungswiese und nicht im Hier und Jetzt bei unseren Hunden.

Dementsprechend sprang der eine schon mal aus dem Auto, noch ehe er die Leine um hatte. Der nächste platzte vor lauter Ungeduld nach vorne und Frauchen hatte nicht mal mehr die Gelegenheit die Heckklappe zu schließen. Wie gefährlich so ein Verhalten auf viel befahrenen Straßen ist, konnte sich jeder von uns ausmalen. Ritualisiert das Aussteigen aus dem Auto folgendermaßen: „Klappe oder Tür auf. Kommando Bleib. Leine anlegen. Während der Hund rausspringt schon das Kommando Sitz geben und dann in Ruhe die Heckklappe schließen. Kurz warten und dann losgehen." Wir drehten den Film nochmal neu und für mich fühlte sich diese Vorgehensweise gut an. Ich erinnerte mich an diese Basislektion aus unserem Welpenkurs.

„Mein Hund kann das." Egal, ob Ipo im Platz abgelegt war oder auf meinen Rückruf kommen sollte, ich war nie hundert Prozent überzeugt, dass er meine Kommandos tatsächlich ausführen würde. „Und dann wunderst du dich, wenn er es nicht tut?", so Klaus. Tatsächlich ertappte ich mich dabei, dass ich Ipo nie voll vertraute. Die nächste Ausbildungseinheit war gedacht, meine Einstellung zu ändern. „Kommando Platz geben, Leine fallen lassen, sich umdrehen und vom Hund weggehen", lautete die Aufgabe. Während ich Ipo den Rücken zu wandte und von ihm weg ging, wiederholte ich im Geiste ständig das Mantra: „Mein Hund kann das. Mein Hund kann das." Ich wurde ruhiger, aber die Zeit kam mir endlos vor, in der ich nicht wusste, was hinter meinen Rücken vorging. „Jetzt dreht euch um, aber seht eurem Hund nicht in die Augen." Ich hoffte inständig, dass mein Hund weiter liegen bleiben würde. Viermal stand er auf und kam mir freudig entgegen. Mit einem immer schärferen „Platz", dass man am Ende bis zum weit entfernten Waldrand noch hören sollte, beförderte ich ihn wieder auf die Ausgangsposition. Klaus erinnerte mich an seine Worte aus dem Theorietag. „Einen guten Hundeführer zeichnet Geduld, Ausdauer und Konsequenz aus."

Es folgten weitere, hochinteressante Übungseinheiten mit wertvollen Tipps von Klaus. Dabei stimmte er die Vorgehensweise stets auf die Persönlichkeit des jeweiligen Hundes ab. Wir waren hochkonzentriert bei der Sache und die Zeit verflog wie im Flug.

Am Ende fuhr sicherlich jeder Seminarteilnehmer mit einer Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten nach Hause wie er Engpässe mit seinem Hund lösen kann.
Auf dem Heimweg dröhnte mein Kopf. Die Vielzahl an Erfahrungen und Informationen mussten sich erst mal setzen. Ich spreche sicherlich im Namen aller Seminarteilnehmer(innen) wenn ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei Klaus für das Seminar bedanke.

Ein großes Dankeschön gilt Beate Bürger. Papierkram, Veranstaltungsort, Verpflegung - Beate hat alles perfekt organisiert und die Rahmenbedingungen für eine gelungene Veranstaltung geschaffen. Sollte, wie angekündigt, 2013 Teil 2 vom Seminar angeboten werden, bin ich mit Sicherheit wieder dabei.